Story: Doo-seok (Sung Dong-il) und Jong-bae (Kim Hee-won) sind Schuldeneintreiber und fordern von Myeong-ja (Kim Yunjin), die ihnen schon seit langem Geld schuldet, zumindest die Zinsen ein. Da diese nicht bereit bzw. in der Lage ist, zu zahlen, nehmen die beiden als Pfand ihre Tochter Seung-yi (Park So-yi) mit. Am nächsten Tag taucht die Mutter zur vereinbarten Uhrzeit aber nicht auf, um das Geld zu bringen. Es stellt sich heraus, dass sie von der Polizei gefasst wurde, denn sie ist eine illegale Einwanderin aus China. Myeong-ja möchte Doo-seok sprechen und bittet ihn, ihre Tochter an ihren Onkel zu geben, da das kleine Mädchen in Korea bleiben soll. Doo-seok versteht nicht, wie die Mutter ihre Tochter alleine zurücklassen kann, aber er willigt ein, da er von dem Onkel die ausstehenden Schulden gezahlt bekommen soll. Seung-yi muss bis dahin ein paar Tage bei den beiden Schuldeneintreibern bleiben und die drei kommen mit der Zeit sogar gut zurecht. Doch bald kommt der Moment des Abschieds. Doo-seok überkommt aber ein ungutes Gefühl, als er den angeblichen Onkel trifft, und es soll sich später herausstellen, dass sein Gefühl ihn nicht betrogen hat...
Einige Jahre später ist Seung-yi (Ha Ji-won) eine erfolgreiche Dolmetscherin in der Politik. Als sie aber einen Anruf bekommt, dass eine bestimmte Person gefunden wurde, nach der sie schon seit Jahren sucht, lässt sie alles stehen und liegen und macht sich auf den Weg, ihr lang verloren geglaubtes Familienmitglied wiederzusehen.
Kritik: Wer wieder einmal ein Drama sehen will, das an sich ein lebensbejahendes Grundgerüst hat, aber dazwischen immer mal wieder ein paar Momente baut, die daran zweifeln lassen, ob es sich hier nicht eigentlich um ein Taschentuchdrama handelt, der ist bei "Pawn" genau richtig. Eigentlich müsste der Film wegen seiner vorhersehbaren Geschichte und einigen eher forciert wirkenden tragischen Szenen abgedroschen wirken und nur für Hardcore-Fans des Genres empfehlenswert sein. Aber dem ist dank der großartigen Chemie zwischen den Charakteren nicht so. "Pawn" ist ein hinsichtlich jeden Aspekts des Genres gelungenes Drama. Personen, die zum Teil unterschiedlicher nicht sein könnten, wachsen durch tragische Umstände zu einer Familie zusammen und kämpfen darum, diese zusammenzuhalten. Ein Drama, das sich also auch versucht, dem Begriff Familie zu nähern. Klar, muss es dabei unweigerlich tränenreiche Momente geben.
Unsere beiden Schuldeneintreiber sind irgendwie keine guten Gesellen - bis wir realisieren, dass sie es doch sind. Das Drehbuch lässt uns diesbezüglich aber nicht ewig im Dunkeln. Speziell Doo-seok war wohl einmal ein freundlicherer Typ, aber das Leben hat es nicht so gut mit ihm gemeint, obwohl wir hier nur vermuten können, da wir über seinen Hintergrund nichts erfahren. Dennoch stiehlt er nicht einfach in einem kleinen Laden ein Getränk, sondern ruft zunächst nach dem Verkäufer. Wenn der aber nicht auftaucht, was soll er machen? Doo-seoks moralischer Kompass ist eigenartig, besonders als er das kleine Mädchen am helllichten Tag entführt. Denn letztlich kann er es nennen, wie er will, es bleibt eine Entführung. Sein Partner Jong-bae versucht stets zu hinterfragen, ob das überhaupt in Ordnung ist, was sie da machen, und manchmal stellt er sich auch quer. Im Endeffekt bleibt Doo-seok aber der Chef und erinnert mit seinem Verhalten oft genug an einen Gangster.
Wie es aber eben kommen muss, gibt das kleine Mädchen Doo-seok eine neue Perspektive. Es entsteht in ihm ein Verantwortungsgefühl, das er so nicht kannte, und eine neue, aber schon immer in ihm schlummernde fürsorgliche Seite kommt zum Vorschein, die er zunächst durch gespieltes Desinteresse abzublocken versucht, weshalb der Gangster das Mädchen auch nur "Pfand" nennt. Sung Dong-il ("Metamorphosis") ist in der Rolle genau richtig. Kim Hee-won ("Best Friend") spielt oft den Bösewicht, darf aber diesmal seine freundlichere Seite zeigen und schafft es zusammen mit Sung und Jungdarstellerin Park So-yi ("Deliver Us From Evil") ein wunderbares Dreiergespann darzustellen, dessen gute Chemie zu jeder Zeit den Film aufwertet. Da verzeiht man auch Szenen wie jene, in der die kleine Seung-yi vom einen auf den anderen Tag nicht mehr sauer auf ihre Entführer ist, sondern sich bei ihnen wohlfühlt. Manche Entwicklungen finden schlicht zu plötzlich statt und wirken daher wenig glaubwürdig.
Die Geschichte nimmt ihren Anfang in Seung-yis Erwachsenenalter und dieser Teil dient als kleiner Rahmen. Die meiste Zeit spielt der Film aber in der Vergangenheit. An manchen Stellen versucht uns das Drehbuch im Ungewissen zu lassen, z.B. darüber, welche Person schon seit zehn Jahren vermisst wird, aber im Grunde weiß man immer schon lange im Voraus über die Antworten Bescheid. Es ist sogar ziemlich erstaunlich, wie viel man als Zuschauer bereits erraten kann. Wird Seung-yi irgendwann ihre Mutter wiedersehen? Für welche Familie wird sie sich entscheiden? Was ist mit der Person passiert, die seit zehn Jahren verschwunden ist? Hat sie eine unheilbare Krankheit und will deshalb Seung-yi nicht zur Last fallen? Alle diese Fragen führen automatisch zu genre-typischen Antworten, die gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt liegen und das müsste eigentlich enttäuschend sein. Regisseur Kang Dae-gyu ("Harmony") verleiht seinem Film aber einen guten Fluss und kann die Stärken seiner Charaktere hervorragend ausspielen. Er weiß auch, wann er das Drama zuschlagen lassen muss.
Später wird Seung-yi von Ha Ji-won ("Chronicle of a Blood Merchant") gespielt und mit ihren mittlerweile 42 Jahren spielt sie eine... Teenagerin. Das ist irritierend, auch weil es eigentlich gar nicht so unglaubwürdig wirkt, wie es das müsste. Unfreiwillig komisch wird es sogar, als sie mit ihrer Mutter eine traurige Szene hat, die von Kim Yunjin ("Seven Days") porträtiert wird, welche wiederum nur vier Jahre älter als sie ist... Ha Ji-won altert wohl anders, aber solche Momente können doch etwas eigenartig wirken, wenn man die Darsteller bereits kennt. Wirklich negativ sind aber einige Zufälle, die dem Drama in die Hände spielen. Einige der tränenreichen Momente wirken zudem recht erzwungen und manipulativ. In den Händen schlechterer Darsteller oder eines weniger talentierten Regisseurs hätte das sogar katastrophal enden können. Aber irgendwie schafft es "Pawn", traurig und zugleich herzerwärmend zu sein, ohne dass man sich dabei fühlt, als würde man für dumm verkauft werden. Das ist eine ziemlich beeindruckende Leistung.