Story: 1986 herrscht im Libanon Bürgerkrieg. Zu jener Zeit wird ein koreanischer Diplomat von Terroristen entführt und verschwindet von der Bildfläche. Niemand verlangt ein Lösegeld und über ein Jahr hört man nichts von ihm. Dann geht der Diplomat Lee Min-joon (Ha Jung-woo) eines Tages ans Telefon und hört einen Morsecode, der eindeutig vom verschwundenen Koreaner sein muss. Lee informiert seine Vorgesetzten und man beschließt, das Ganze unter der Hand zu klären. Man ist bereit, über einen Vermittler ein Lösegeld zu zahlen, doch nach außen darf das nicht dringen. Die Möglichkeiten sind daher eingeschränkt, allerdings bekommt der koreanische Geheimdienst KCIA davon Wind und schaltet sich ein. Schließlich einigt man sich, dass Lee Min-joon selbst versuchen soll, den Diplomaten freizukaufen. Lee hat sich freiwillig gemeldet, weil er übergangen wurde, als es um die Besetzung einer Botschaft im Ausland ging, und er sich erhofft, genug Punkte zu sammeln, um eine Stelle in Amerika zu bekommen. Als Lee im Libanon ankommt, nennt ihm sein Kontakt einen Taxifahrer, den er am Flughafen aufsuchen soll. Unglücklicherweise hat die korrupte Flughafensicherheit mitbekommen, dass Lee jemanden freikaufen will und macht Jagd auf ihn. Lee springt daher sofort in das Taxi von Kim Pan-soo (Ju Ji-hoon), als er erkennt, dass dieser ein Koreaner ist. Pan-soo kämpft sich im Libanon durchs Leben, seitdem dort die Botschaft geschlossen wurde und lässt sich für Geld überreden, Lee weiter herumzufahren. Doch ist er ein Betrüger und so muss Lee weiterhin gut auf sein Geld achten, während auch eine Terroristenorganisation Informationen über Lees Auftrag bekommen hat und nach seinem Geld jagt...
Review: Korea hat eine neue Nische für packende Action entdeckt. Vorzugsweise auf wahren Geschichten basierende spionageähnliche Thriller im Nahen Osten. "Ransomed" hätte vor einigen Jahren mit seinem Setting noch ziemlich überraschen können, aber nach dem Erfolg von "Escape from Mogadishu" und dem ebenso 2023 erschienenen "The Point Men" wirkt der Streifen eher wie ein Werk, dass die Erfolgswelle jener Filme reiten möchte. Kein Zweifel, ein billiger Abklatsch ist das nicht geworden, denn auch wenn man sich bei der Buddy-Geschichte ebenso an "The Point Men" erinnert fühlt, so ist die Chemie zwischen den Charakteren doch ganz anders. Auch die Action ist gut über den Film verteilt und kann überzeugen. Das ändert aber nichts daran, dass der Film auch mit Klischees gespickt ist, die ihn wenig originell machen. Und das fängt schon bei der Handlung an.
Die Gründe dafür, warum Lee sich freiwillig meldet, in den Libanon zu gehen, wirken an den Haaren herbeigezogen, und die Art von Mut, die dieser Auftrag erfordert, ist nichts, was wir in Lees Charakter erkennen können. Es gibt also stets eine Diskrepanz zwischen Lees Entscheidungen und der Persönlichkeit, die wir auf dem Bildschirm sehen. Darüber hinaus ist die Handlung komplexer verpackt, als nötig gewesen wäre. Als hätte man noch ein paar Haken schlagen oder ein paar schöne Schnörkel verarbeiten wollen. Das wird bereits ersichtlich, als es darum geht, einen Kontakt aufzusuchen, der einen mit einem weiteren Kontakt in Verbindung bringt, um schließlich das Lösegeld in den Libanon zu schmuggeln. Der Geheimdienst nimmt das mit dem "geheim" wohl auch nicht so genau, denn sowohl die Sicherheitsbeamten am Flughafen sind über Lees Ankunft und Auftrag informiert als auch alle Terrororganisationen im Land. Nüchtern betrachtet, hat das eigentlich schon das Zeug zur Komödie.
Allerdings lauert an jeder Ecke Gefahr und das Vorgehen der Terroristen sowie der "Organisation", die Lee behilflich ist, unterstreicht das immer wieder durch Taten. Der Film ist zwar keineswegs sonderlich blutig, aber kleine Details wie der seit über einem Jahr entführte Diplomat und dessen mentaler Zustand lassen uns das Grauen, welches der Bürgerkrieg im Land verursacht hat, deutlich spüren. Aufgelockert wird das Ganze durch eine Buddy-Geschichte zwischen Lee und dem Taxifahrer Pan-soo. Ju Ji-hoon ("Gentleman") hat mit seiner etwas lockeren Rolle sichtlich Spaß und verheddert sich nicht in Klischees, sondern bleibt stattdessen auch für eine Weile in der Rolle als möglicher Antagonist, da seine Fixierung auf Geld das Vertrauen zwischen Pan-soo und Lee erschwert. Leider brechen aber auch hier die Klischees hervor, wenn sich unweigerlich sein Gewissen bei ihm meldet und er plötzlich größere Gefahren auf sich nimmt, als man für die anfängliche Porträtierung seiner Persönlichkeit für glaubwürdig erachten kann.
Ha Jung-woo ("The Closet") hat zwar wie erwähnt mit einem in sich nicht wirklich schlüssigen Charakter zu kämpfen, funktioniert aber problemlos als Held der Geschichte. Die Bösewichte sind jedoch völlig vernachlässigbar, was ziemlich schade ist. Neben ein paar Schockmomenten wie der obligatorischen Autobombe und diversen Verfolgungsjagden kann Regisseur Kim Seong-hun ("Tunnel") immer wieder auch ein paar lockere Momente verbauen, die "Ransomed" als Unterhaltungsfilm gut funktionieren lassen. Das spiegelt sich auch in ein paar der Actionszenen wider, die nicht ganz so ernstzunehmen sind, beispielsweise eine Kletterpartie von einem Haus. Die Mischung aus Spannung und Humor ist ein Spagat, der dem Regisseur schon in "A Hard Day" gelungen ist und stellt eindeutig die große Stärke des Films dar. Innenpolitische Plänkeleien, die im Schnelldurchlauf im Hintergrund abgespult werden, zählen dagegen zu den Schwächen, die das Drehbuch unnötig aufblähen.
Das Finale bietet dann noch eine ansprechende Verfolgungsjagd und der Epilog versucht sich mit mäßigem Erfolg daran, uns emotional abzuholen. Unglücklicherweise wirkt das Drehbuch aber überladen und der Fokus geht dem Regisseur zu oft verloren. Das Setting ist auch nicht mehr so unverbraucht für einen koreanischen Actionthriller, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Daneben fühlen sich die 132 Minuten zu lang an. In seinen stärksten Momenten erinnert "Ransomed" aber an ein Actionkino wie man es in den 2000ern zu sehen bekam, ohne übermäßigen Bombast und CGI. Ein paar der Buddy-Momente können auch für sich gewinnen. Das Gesamtpaket ist nur leider nicht ordentlich geschnürt und man bekommt zu oft den Eindruck, als hätte man sich an den beiden anfangs erwähnten Vorreitern in dem Subgenre orientiert, ohne ernsthaft neue Ideen miteinzubringen. Als Unterhaltungsfilm ist man mit "Ransomed" aber auf der sicheren Seite.