Story: Die einzelnen Reiche Chinas befinden sich im Krieg. General Cao Cao (Jiang Wen) hat indirekt die Macht des Kaisers mit dessen
Einverständnis an sich gerissen und will das Land einen. Bei einem seiner Feldzüge nimmt er den hoch angesehenen Krieger Guan Yunchang (Donnie Yen)
gefangen. Cao Cao bittet Guan einen gegnerischen General auszuschalten, sodass eine Schlacht beendet wird, ohne dass noch mehr Blut vergossen wird. Da
Guan ein rechtschaffener Mann ist, sagt er zu. Nach der gewonnenen Schlacht ist Cao Cao darum bemüht, Guan für sich zu gewinnen. Doch Guan ist ein
loyaler Krieger, der zurück zu seinem General Liu Bei möchte. Cao Cao lässt ihn mit Bedauern gehen, ebenso wie Qilan (Betty Sun), die als Ehefrau Liu Bei
versprochen ist, obwohl Guan selbst Gefühle für sie hegt. Aber Guan würde niemals auf die Idee kommen, seinem General die Ehefrau wegzunehmen und so macht
er sich auf den Weg zu Lius Camp. Auf dem Weg bekommt er es allerdings mit starker Gegenwehr zu tun. Augenscheinlich wollen ihn die Männer Cao Caos töten
und sein Versprechen an Guan scheint ohne Gewicht gewesen zu sein.
Kritik: Die Zeit der Drei Reiche eignet sich immer als Aufhänger für einen chinesischen Historienfilm. Mit Donnie Yen in der Hauptrolle dürfte
außerdem ordentlich Kampfkunst und mit Jiang Wen gutes Schauspiel geboten werden. Die Geschichte selbst ist überdies ambitioniert und sieht zumindest auf dem
Papier nach dem Fundament für komplexe Intrigen und emotionale Aufeinandertreffen aus. Aber das Regie-Gespann Alan Mak und Felix Chong weiß nicht, wie
es die Ereignisse angemessen auf den Bildschirm bringen soll. Darüber hinaus fallen die Zeichnungen der Charaktere unnötig flach aus. Selbst die Action lässt
manchmal etwas zu wünschen übrig. Viel bleibt am Ende nicht mehr, womit "The Lost Bladesman" versöhnlich stimmen könnte. Eine weitere Enttäuschung von
Mak/Chong.
Das größte Problem der Geschichte ist, dass Guan Yunchang, oder später Guan Yu, im Vordergrund der Geschehnisse stehen soll. Doch er ist ein rechtschaffener
Held, der sich zwar die Hände schmutzig macht, wenn es nicht anders geht, aber dabei immer das Wohl seiner Mitmenschen im Herzen trägt. Demnach unterläuft er
keinerlei Charakterentwicklung und bleibt hölzern wie ein Baumstumpf. Es hilft auch nicht, dass Donnie Yen diesen Helden verkörpert. Yen ist kein herausragender
Schauspieler, hat aber in "Ip Man" und "Wu Xia" beweisen können, dass er durchaus in der
Lage ist, auch subtilen Charakteren Farbe zu verleihen. Hier ist dies nicht der Fall. Yen langweilt mit seiner Darstellung fast schon und wird in etlichen
Szenen von Jiang Wen völlig verdrängt.
Das bringt uns zum irritierendsten Punkt. Guan Yunchang ist für die Ereignisse, die im Land vor sich gehen, überhaupt nicht von Belang. Er ist der Held, den
man vorzeigen kann, doch Macht hat er keine und er wäre auch sicherlich ohne Weiteres ersetzbar. Damit wird die Geschichte unwillentlich - und genau
das ist das Problem - auf Cao Cao verlagert. Er trifft die Entscheidungen, die über die Zukunft des Landes bestimmen. Er mag dabei über Leichen gehen und
manchmal auch erschreckend rücksichtslos sein, aber es steht auch außer Frage, dass er ein Mann seines Wortes ist und eigentlich nur Frieden im Land schaffen
will. Jiang Wen ("Let the Bullets Fly") liefert eine so grandiose Darstellung des Generals ab, dass sie fast schon
fehl am Platz wirkt. Sein Charisma nimmt häufig den gesamten Bildschirm ein.
Dass Cao Cao unweigerlich eine wichtige Figur der geschichtlichen Ereignisse im dritten Jahrundert Chinas darstellt, ist ebenso in
"The Assassins" und "Three Kingdoms: Resurrection of the Dragon" offensichtlich geworden.
Aber hier sollte er eigentlich nur eine Nebenrolle zu Guan Yu darstellen, und das ist einfach nicht der Fall. Weiterhin ist der Film angereichert mit Charakteren,
die sofort vergessen sind, obwohl sie durchaus wichtig für die Geschichte sind oder sein könnten. Störend ist auch die angedeutete Liebesgeschichte
zwischen Guan Yu und Qilan, gespielt von Betty Sun ("Fearless"). Hier zeigt sich umso mehr, wie kühl die Geschehnisse eingefangen
sind und wie wenig wir emotional von ihnen vereinnahmt werden. Es würde nicht einmal wirkliches Entsetzen hervorrufen, wäre Guan Yunchang einfach mitten
im Film abgetreten.
Vielleicht können dann wenigstens die Kampfszenen überzeugen? Nun, der erste richtige Kampf ist erst nach 45 Minuten zu sehen. Das ist einfach zu spät. Davon abgesehen sind die Kämpfe nicht wirklich spektakulär. Vielleicht war das auch Absicht, um innerhalb des realistischen Rahmens des Films zu bleiben, aber Choreograph und Kampfkunstexperte Donnie Yen lässt dennoch etwas von seiner Dynamik vermissen. Dass "The Lost Bladesman" aber nicht funktioniert liegt an den Regisseuren Alan Mak und Felix Chong ("Overheard 2", "Infernal Affairs"), die oft genug das Problem haben, dass ihre Filme wie einzeln aneinander gereihte Szenen wirken. Die Geschichte selbst ist dabei sogar relativ gelungen und zum Teil sogar voller schwieriger moralischer Entscheidungen. Der Transfer auf die Leinwand ist aber schlichtweg missglückt.