Story: Byeon Jong-gu (Choi Min-sik) war schon zwei Mal Bürgermeister von Seoul und begibt sich nun in den Wahlkampf, um erneut wiedergewählt zu werden. Er versucht nah am Volk zu sein und auf einer seiner Promotionstouren kritisiert die junge Redakteurin Park Kyeong (Shim Eun-kyung) den Bürgermeister dafür und erklärt, dass er stattdessen mehr für die Stadt machen solle. Byeon glaubt, dass die junge Frau ihm gute Dienste im Wahlkampf leisten kann und holt sie mit ins Boot. Seinen Wahlkampf leitet der erfahrene Shim Hyeok-soo (Kwak Do-won), der allerdings seine eigenen Ziele verfolgt. Währenddessen macht man sich in Byeons Partei Sorgen darüber, dass es der Bürgermeister auf lange Sicht darauf abgesehen hat, Präsident des Landes zu werden. Byeons einzige ernstzunehmende Konkurrentin im Wahlkampf ist Yang Jin-joo (Ra Mi-ran), die Hyeok-soo gleich versucht zu diskreditieren, indem er ihrem Wahlkampfteam anonym ein gefälschtes Video über Byeon zukommen lässt und ihnen damit den Versuch einer Schmutzkampagne unterstellen kann. Park ist für das Video verantwortlich und sie ist nicht nur ein Spielball von Byeons Team, sondern lässt sich auch von der Reporterin Jay (Moon So-ri) immer wieder wichtige Details über den Bürgermeister entlocken. Als sich dann bei Bauarbeiten ein gigantisches Loch in Seoul auftut und Arbeiter umkommen, sinken Byeons Umfragewerte rapide. Doch er hat noch einige Asse im Ärmel.
Kritik: Südkorea hat mittlerweile unzählige Filme herausgebracht, die sich um politische Skandale und Intrigen drehen, beispielsweise "The Truth Beneath" oder in gewissem Sinne sogar "The King". Kein Wunder, schaut man sich die Geschehnisse in dem Land an. Nachdem Präsidentin Park Geun-hye wegen Korruption ihres Amts enthoben wurde, muss man sich aber fragen, ob ein Film wie "The Mayor" wirklich ausreicht, um heutzutage ein angemessenes Bild politischer Korruption zu zeichnen. Es mag zwar handwerklich alles solide wirken, aber letzten Endes verpasst es der Regisseur in irgendeiner Weise Stellung zu beziehen. Es ist fast so, als wollte er uns lediglich mitteilen, dass das Leben nun mal unfair ist und mit einer guten Portion Zynismus hätte man auch die Wut im Zuschauer schüren können, etwas gegen solcherlei Missstände zu unternehmen. Doch dafür mangelt es dem Film an einem Fundament. Das Hauptproblem sind nämlich die Charaktere, die nicht wirklich gut geschrieben sind.
Choi Min-sik ("Heart Blackened") spielt den Bürgermeister, der wiedergewählt werden möchte. Es scheint, als hätte er tatsächlich vor, seine Versprechen einzuhalten und als wollte er etwas in seiner Stadt verändern. Dass er Park, gespielt von Shim Eun-kyung ("Psychokinesis"), für seinen Wahlkampf engagiert, obwohl sie sich zunächst auf einer Veranstaltung gegen ihn ausspricht, zeigt ebenso, dass er seine Politik verbessern möchte. Auch wenn Byeon undurchsichtig bleibt, scheint er ein vielschichtiger Charakter, von dem wir erwarten, noch mehr zu erfahren. Die versprochenen Charaktereigenschaften, die Gut und Böse verschwimmen lassen, sucht man letztlich allerdings vergebens. Ab einem bestimmten Punkt im Film realisieren wir, dass einfach nicht mehr hinter Byeon steckt. Wir erfahren, dass es seine Ambition ist, nach Macht zu greifen, aber warum genau und welchen Stellenwert diese Macht für ihn hat, bleibt völlig im Dunkeln. Das fährt den Thriller unweigerlich gegen die Wand.
Denn für wen genau sollen wir denn hier mitfiebern? Byeon wird zwar von seinen eigenen Leuten hintergangen, aber er selbst verhält sich nicht anders. Die diversen Schmutzkampagnen lassen irgendwann nicht mehr zu, dass man auch nur einem der Charaktere auf dem Bildschirm trauen kann. Die direkte Konkurrentin mag zwar etwas weniger korrupt sein, aber reicht es, das geringere Übel zu wählen? Dementsprechend ist einem völlig gleichgültig, wie die Wahl ausgeht. Das Volk hat ohnehin verloren. Wie passt dann Park in das Bild? Soll sie nicht den Anker für den Zuschauer bilden? Jemand, der die Gerechtigkeit hochhält und uns als Sympathieträger dient? Stattdessen ist völlig unklar, warum sie den Weg in die Politik wählt und was ihre Ziele sind. Daneben wird Darstellerin Shim zu oft von Choi Min-sik und den Nebendarstellern an die Wand gespielt, sodass ihre Rolle immer wieder im Hintergrund verschwindet. Ein Unding, in einem Film, der irgendeine Partei braucht, die als Gegenstück zu Byeon fungieren kann.
Kwak Do-won ("Steel Rain") spielt den Berater des Bürgermeisters und hat seine eigene Agenda, die ihn immer wieder als Verräter in Erscheinung treten lässt. Kwak leistet darstellerisch solide Arbeit ab, aber wie Choi hat er keinen roten Faden, an dem er seine Rolle ausrichten kann. Auch die Dialoge sind oft zu simpel und vorhersehbar geraten. Das betrifft ebenso die Szene, in der Byeon jemanden anfährt und dies unter den Teppich kehrt. Es wird nie richtig Spannung kreiert, weil uns Byeons Schicksal nicht nahegeht. Demzufolge erweist sich die Geschichte am Ende als abgegriffen, unoriginell. Es gibt nichtsdestoweniger eine gute Portion Spannung und der Film wird trotz seiner 130 Minuten nie langweilig, da es immer wieder neue Entwicklungen gibt. Aber wir haben das alles schon gesehen und tauchen weder tief genug in die Personen ab, dass der Film eine Charakterstudie werden könnte, noch kratzen wir auch nur an der Oberfläche dessen, was Macht und Korruption bedeuten.
Der Film bleibt lange auch wegen seiner undurchschaubaren Charaktere interessant, wie der Reporterin, gespielt von Moon So-ri ("Little Forest"), aber spätestens als sie klar macht, dass eigentlich jeder ein falsches Spiel treibt, kann uns nichts mehr überraschen. Das ist besonders daher ein Versäumnis, da ein düsterer, hoffnungsloser Film über die Falschheit der Menschen, speziell in der Politik, einen guten Ausgangspunkt hat, nahezugehen. Aber Regisseur Park In-je ("Moby Dick") spult hier einfach nur altbekanntes Programm ab, dem die Art von Tiefschlag fehlt, den ein politisch ausgerichteter Film verdient hätte. Die Botschaft, dass alle Politiker korrupt sind und nur an sich denken, ist nämlich zu platt, um damit einen Film zu füllen, der überdies noch mit einer Besetzung aufwartet, die ganz klar unterfordert ist. Mehr als ein solider Polit-Thriller bleibt am Ende also nicht.