Story: Joo-ran (Park Bo-yeong) wird von ihrer Stiefmutter in eine Mädchenschule gebracht, die ebenso als Sanatorium dient. Dort freundet sie
sich mit dem Mädchen Yeon-deok (Park So-dam) an, dank der sich Joo-rans schlechte Gesundheit schon bald verbessert. Auch die Medikamente der Sanatoriumsleiterin
(Eom Ji-won) helfen. Zwischen den Mädchen der Schule herrscht aber ein bitterer Konkurrenzkampf. Da 1938 Korea von den Japanern besetzt ist und Tokyo
das Zentrum aller Wünsche und Träume, möchten alle Mädchen in die japanische Hauptstadt. Allerdings werden nur zwei Schülerinnen aus der Schule ausgewählt,
die nach Japan dürfen. Die Kriterien dafür sind besondere physische Leistungen. Während Yeon-deok ihre Fahrkarte nach Tokyo fast schon sicher hat, muss das
Mädchen Yuka (Kong Ye-ji) um ihren Platz fürchten, da die schwächliche Joo-ran plötzlich außergewöhnliche sportliche Leistungen zeigt, nachdem sich ihr
Gesundheitszustand verbessert hat. Gleichzeitig verschwinden immer mehr Mädchen von der Schule, wobei die Sanatoriumsleitung betont, dass diese lediglich
zu ihren Familien zurückgekehrt sind. Eine dieser verschwundenen Schülerinnen hieß wie Joo-ran mit japanischem Namen Shizuko und war ebenfalls mit Yeon-deok
befreundet...
Kritik: Einige Filmemacher mussten schon schmerzhaft erfahren, dass, will man zu viel, man am Ende mit gar nichts dastehen kann. Genauso
muss es wohl Regisseur Lee Hae-yeong ergangen sein, auch wenn das vielleicht etwas überspitzt ist. "The Silenced" ist nämlich nicht der typische Horrorfilm, für
den man ihn zunächst halten mag. Soweit ist das durchaus positiv zu vermerken. Doch mit der Auflösung der Geschehnisse in der eigenartigen Mädchenschule kommt
die Ernüchterung und ein nicht gelungener Genrewechsel, der sich zuvor schon angedeutet haben mag, aber nichtsdestotrotz den düsteren Ton zerstört.
Um genau zu sein, gibt es nicht einmal eine richtige Wende, denn alles in dem Film kann man sich bereits weit im Voraus zusammenreimen. Für die einzelnen
Elemente der Geschichte kann man sich durchaus begeistern, geht es aber darum, diese zusammenzuführen, hat Regisseur Lee versagt.
Lee Hae-yeong hat sich aber mit "The Silenced" stilistisch von seinen Filmen wie "Like a Virgin" stark entfernt und
besticht hier vor allem durch eine wunderbare Atmosphäre, tolle Bilder und beeindruckende Sets, sodass der Film oft an "Epitaph"
oder "A Tale of Two Sisters" erinnert. Die im westlichen Stil gehaltene Schule mit ihren vielen Holzelementen und
ihrer dunklen Gemütlichkeit kann auch sehr gut für einige der gruseligeren Szenen herhalten. Allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass der Film
zwar ein paar typische Horrorelemente aufweist, diese aber keineswegs wirklich erschrecken können. Vielmehr erweist sich durch die dichte Atmosphäre der
Film insgesamt als rätselhaft und düster. Bisher alles Punkte, zu denen man dem Regisseur gratulieren kann.
Ebenso zeigen die Aufnahmen im satten Grün außerhalb der Schule den visuellen Reiz des Films, dem man sich nur schwer erwehren kann. Auch das Setting während
der 30er und der Besetzung Koreas durch Japan gibt dem Film eine interessante Note. Tatsächlich ist das Setting auch unabdingbar für die Geschichte, die sich
langsam entfaltet. Allerdings kann Lee als Drehbuchschreiber nicht ganz überzeugen. Das Rätsel um die Geschehnisse an der Schule ist spannend. Aber nur bis es
zur unweigerlichen Auflösung kommt. Die manövriert den Film dann in eine Richtung, die einfach nicht richtig zum Rest des Streifens passen will. Man mag mit
diesem Richtungswechsel sogar gerechnet haben, aber das sorgt nicht dafür, dass der Wechsel im Ton gelingt. Ist der Horror aus dem Film verschwunden,
bekommt "The Silenced" zum Teil sogar fast etwas unfreiwillig Komisches.
Neben der eigentlichen Geschichte um die merkwürdigen Geistersichtungen und das eigenartige Verhalten der Mädchen soll im Zentrum der Geschehnisse die
Beziehung zwischen Joo-ran und Yeon-deok stehen. Welche einzelnen Stationen diese aufweisen soll und wie sich diese genau entwickelt, ist aber vom Drehbuch
aus gesehen auch nicht ganz klar. Zum Glück tragen die beiden Darstellerinnen Park Bo-yeong ("A Werewolf Boy") und
Park So-dam ("The Priests") den Film sehr gelungen auf ihren Schultern und hauchen ihren Charakteren und ihren Schwächen und
Ängsten Leben ein. Überhaupt scheint es neben den wundervollen Bildern das Schauspiel zu sein, das den Zuschauer auch gegen Ende noch bei Laune halten kann.
Eom Ji-won ("The Phone") gibt außerdem ein differenziertes Porträt eines Bösewichts zum Besten.
Am Ende fällt aber alles irgendwie auseinander. Spätestens ab der letzten halben Stunde fühlt sich der Film einfach ganz anders an, als das, was wir davor zu sehen bekommen haben. Als Zuschauer fühlt man sich da unweigerlich betrogen. Außerdem weiß man gegen Ende auch manchmal nicht, ob man über manche Szenen nicht eher lachen sollte. Auch dass der Film melodramatischer wird, hilft ihm nicht wirklich. Vielmehr schadet es in der Hinsicht, dass wir vieles nicht mehr ernst nehmen können und uns daher die beiden Protagonistinnen nicht mehr so nahegehen wie zu Anfang. Also genau anders, als es der Regisseur intendiert hat. "The Silenced" deshalb aber als einen totalen Fehltritt zu bezeichnen wäre genauso verkehrt, wie ihn in den Himmel zu loben. Es bleibt einfach ein visuell beeindruckender und atmosphärisch dichter Horror-Streifen, der gegen Ende keiner mehr ist und zum Finale hin immer stärker abbaut. Schade.