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"Kim Ki-Duk - Barbar oder Sündenbock?" hrsg. v. Jeong Seong-Il

übersetzt von Hyuk-Sook Kim und Manfred Selzer

Allgemeine Information: Heute darf ich ein Buch vorstellen, das hier tatsächlich auch sein Zielpublikum finden sollte. Der koreanische Regisseur Kim Ki-Duk hat schließlich auf dieser Seite schon einige Rezensionen von mir über sich erdulden lassen müssen. Die meisten davon positiv, andere wiederum etwas kritischer. In jedem Fall ist Kim jedoch ein Mann, der außergewöhnliche Geschichten zu erzählen hat und diese auf unvergleichlich schonungslose Art dem Zuschauer präsentiert. Seine Vorgehensweise den Zuschauer in eine von der Wirklichkeit entrückte Filmwelt oder Alternativrealität zu entführen, übt auf viele eine außerordentliche Faszination aus, bei anderen wiederum mag sie auch abstoßen. Über das Gewicht der Filme des koreanischen Regisseurs sind sich die Kritiker jedoch einig, so gewann Pieta den Goldenen Löwen als bester Film bei den Internationalen Filmfestspiele von Venedig.

Über das Buch: Das hier besprochene Buch stellt Regisseur Kim Ki-Duk kritisch anhand von Filmanalysen und Interviews vor und versucht die Frage zu klären, ob es sich bei Kim, der von koreanischen Medien gerne als unangenehmes Element in der Filmwelt und Störenfried gesehen wird, tatsächlich um einen Barbaren handelt, der mit seiner Rohheit lediglich seine eigene Wildheit auf die Leinwand bringen will, oder ob dieses aufgezeigte Bild nicht eher ein Produkt seiner Kritiker ist, die ihn als Sündenbock abstempeln wollen - daher der Titel.

Leider ist das Originalbuch bereits 2003 erschienen und so reichen die untersuchten Filme lediglich bis Frühling, Sommer, Herbst, Winder... und Frühling. Das bietet allerdings mehr als genügend Material, um sich dem Regisseur anzunähern. Tatsächlich fällt nach der Lektüre des Buchs sogar ganz klar ins Auge, dass Kim Ki-Duk von vielen Motiven einfach nicht loskommt oder bestimmte Ideen für Filme, die erst Jahre später erschienen sind, bereits in dem Regisseur geschlummert haben. Die vielen Aha-Momente, die sich daher unweigerlich bei dem Leser einstellen, der sich mit Kims Filmen beschäftigt, sind sehr lohnenswert.

Bei den Untersuchungen der bis zu jenem Zeitpunkt neun Filme des Regisseurs wird zum Teil sehr (film-)wissenschaftlich vorgegangen, womit das Buch ganz klar Fachlektüre darstellt. Doch auch der Laie wird aus "Kim Ki-Duk - Barbar oder Sündenbock?" viel für sich mitnehmen können. Denn der Regisseur erzählt auch über sich selbst, wir erfahren viel über sein Leben und in diversen Interviews stellt er sich auch unangenehmen Fragen. Dass Kim kein langweiliges Leben hatte, dürfte bereits aus seinen Filmen offensichtlich werden, aber wir bekommen nicht nur über sein Leben viele Informationen, sondern auch über seinen Arbeitsstil am Filmset. In zahlreichen Interviews erzählen die Schauspieler und die Filmcrew über die zuweilen harten Bedingungen, unter denen sie zu arbeiten hatten, und Kims hohe Ansprüchen. Auch etliche interessante Anekdoten gibt es hier zu entdecken.

Zum Schluss gibt es dann noch ein Drehbuch zu einem bisher unverfilmten Werk Kim Ki-Duks zu lesen, in dem sich viele Parallelen zu späteren Werken des Regisseurs finden lassen. Die 441 Seiten sind außerdem gespickt mit vielen Bildern aus Kims Filmen oder von den Sets, im Mittelteil gibt es auch einige Farbfotos. Weiterhin durfte ich in einem 2-seitigen Nachwort eine kleine Brücke zum heutigen Kim Ki-Duk schlagen.

Kurzkommentar: "Kim Ki-Duk - Barbar oder Sündenbock" hat viel Zeit und Arbeit, aber vor allem Nerven bei der Übersetzung gekostet. Es ist eine komplexe und umfangreiche Untersuchung des Regisseurs und seiner Filme, die immer noch aktuell ist, trotz des Umstands, dass das Buch eigentlich mit zehn Jahren Verspätung auf Deutsch erscheint. Es ist jedoch das erste und daher einzige Buch über den koreanischen Ausnahmeregisseur und damit - ohne eine Wertung abzugeben, die von mir als Co-Übersetzer ohnehin nicht ernst genommen werden könnte - ein Muss für jeden, der sich tiefergehend mit Kim Ki-Duk auseinandersetzen will. Ich für meinen Teil konnte mich nach der Lektüre seinen Filmen auf eine ganz neue Art nähern und glaube nun auch bestimmte Motive und Ideen besser verstehen zu können. Alleine deshalb lohnt sich dieses Buch.



Wer nun tatsächlich Interesse an dem Buch hat und/oder den armen Schreiberling dieser Seite unterstützen möchte, kann "Kim Ki-Duk - Barbar oder Sündenbock" über diesen Link erwerben. Freuen würde ich mich auch über eine Rezension auf Amazon oder an jeder beliebigen anderen Stelle. Diese muss natürlich nicht mit meiner Meinung übereinstimmen, also immer schön ehrlich bleiben!

AsianMovieWeb verlost ein Exemplar des Buchs! Und alles, was ihr tun müsst, ist eine kleine Frage zu beantworten! Mit welchem Film gewann Kim Ki-Duk 2012 den Goldenen Löwen? Schreibt mir bis zum 23.12.2013 eine Mail mit der Antwort und eurer Adresse und das Buch könnte noch dieses Jahr bei euch sein.