Story: Bo-ra (Jeon Do-yeon) ist eine Geschäftsfrau, die den ganzen Tag arbeitet und sich zuhause um ihr Baby und ihren arbeitslosen Ehemann
Min-ki (Choi Min-sik) kümmern muss. Min-ki verbringt die meiste Zeit in einem Buchladen, wo er in Romanen schmökert, ohne zu bezahlen, oder er sitzt vor dem
Fernseher und schaut sich Seifenopern an. Er steckt in einer Depression, da er immer wieder Bewerbungen verschickt, aber nicht angenommen wird. Einzig um
das gemeinsame Kind kümmert er sich manchmal liebevoll. Für Bo-ra ist das Leben zuhause aber zu einer Tortur geworden. Ablenkung findet sie deshalb bei Il-beom
(Joo Jin-mo), mit dem sie eine Affäre hat. Die beiden kennen sich noch vom College und sind Arbeitskollegen. Langsam aber sicher erkennt Min-ki jedoch, dass
sich seine Frau mit jemand anderem trifft. Er kann sich sogar Zugang zu Il-beoms Wohnung verschaffen, doch zunächst gibt Min-ki vor, als würde er nichts
von der Affäre wissen. Der Ehemann kann allerdings nicht mehr die Augen vor der Angelegenheit verschließen, als Bo-ras Treffen mit Il-beom die Gesundheit des
gemeinsamen Kindes bedrohen. Min-ki schmiedet einen Plan zurecht, wie es doch noch für ihn zu einem Happy End kommen kann...
Kritik: "Happy End" ist wieder einmal der Beweis, dass koreanische Filme und speziell Dramen vor einigen Jahren auf einer Ebene gearbeitet
haben, die heute durch zu viel unnötige Effekthascherei oder Melodramatik selten noch erreicht wird. Oder man bekommt ein Drama, das so augenscheinlich
Art-House ist, dass man gegen den Drang einzuschlafen kämpfen muss. "Happy End" dagegen ist ein auch heute noch mitnehmender Film, der zwar ein gemächliches
Tempo vorgibt, aber genug Entwicklungen am Laufen hat, dass man stets gespannt auf das sich unweigerlich entfaltene Drama ist. Besonders gelungen ist, dass
der Regisseur es uns nicht einfach macht, zwischen gut und böse zu unterscheiden. Unsere Sympathien verlagern sich im Laufe des Films einige Male und nichts
ist so einfach, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Auf dem Papier mag das Liebesdreieck wahrscheinlich nicht so viel hergeben, aber das macht
letztlich nichts.
Bo-ra ist eine hart arbeitende Geschäftsfrau, die überdies noch ihren Pflichten als Hausfrau nachkommt. Es ist daher schon schwierig, den Ehemann zu bemitleiden,
der entweder in einem Buchladen oder auf der Couch rumhängt, ohne etwas zu schaffen. Vielmehr ist man geneigt, Bo-ra zu verzeihen, dass sie fremdgeht.
Letztendlich hat sie sich eine Belohnung und etwas Freiheit für ihre harte Arbeit verdient. Kompliziert wird die Angelegenheit aber natürlich durch das Kind,
das es in der Ehe gibt. Als dann Min-ki von der Affäre erfährt, aber nach wie vor so tut, als würde er nichts wissen - vielleicht denkt er wie der Zuschauer,
dass er es auch nicht besser verdient hat -, fängt man an, doch etwas Mitleid mit ihm zu haben. Die Dinge ändern sich aber, als die Affäre das gemeinsame
Kind gesundheitlich bedroht. Min-ki beschließt dann etwas zu ändern.
Die Krimi-Romane, die der Ehemann in seiner Freizeit gelesen hat, helfen ihm, seine Rache zu planen, aber letztendlich muss man sich fragen, wie auch immer
die Rache ausfallen mag, ob Min-ki nicht auch an den Konsequenzen leiden wird. Und tatsächlich macht es sich der Film alles andere als leicht. Der Titel
des Films ist selbstverständlich zu hinterfragen und stellt je nach Interpretation womöglich sogar Sarkasmus in ganz bitterer Form dar. Dennoch muss betont
werden, dass die Handlungen, egal wie extrem sie auch sein mögen, bei allen Personen nachvollziehbar bleiben. Das betrifft auch eine sehr brutale Szene,
die man zwar irgendwie erwartet, die aber trotzdem alles andere als leicht zu verkraften ist. Dass das Drama aber für Erwachsene ist, zeigen alleine
schon die diversen Sex-Szenen, die gerade 1999 sehr, sehr gewagt waren.
Gleich zu Beginn bekommen wir eine Szene zu sehen, die sich kaum von einem Softcore-Porno unterscheidet. Störend ist hier nur der Kameramann, der sich etwas
zu auffällig hin- und herbewegt. Die Sexszenen stehen aber im Dienste der Geschichte und Jahre später sollte Regisseur Jeong Ji-woo mit
"A Muse" zeigen, dass er nach wie vor solche Szenen nicht in seinen Filmen verbaut, um lediglich Aufsehen zu erregen. Stattdessen kommen
auf diese Weise einige Emotionen ins Spiel, die in einem schönen Kontrast zu den eher subtilen Dramaszenen stehen. Choi Min-sik
("The Admiral: Roaring Currents", "New World") liefert natürlich eine mehr als
ansehnliche Darstellung ab, doch Jeon Do-yeon ("Way Back Home", "The Housemaid") sticht
besonders hervor, da sie diesmal nicht so kühl wie sonst wirkt. Speziell die verschiedenen Facetten, welche die beiden Darsteller ihren Rollen entlocken
können, tragen den Film.
Joo Jin-mo ("A Love", "Musa") fällt dagegen etwas flacher aus, aber dem ungeachtet bleibt die Dreierbeziehung doch ein komplexes Gebilde, das stets Veränderungen und Verschiebungen unterworfen ist, sodass auch auf narrativer Ebene Spannung im Film bleibt. Grund dafür ist, dass alle drei Personen durch Verlangen und Wünsche motiviert werden, die zwar zu Entscheidungen führen, welche später bereut werden mögen, aber in gewisser Weise nachvollziehbar bleiben sie in menschlicher Hinsicht immer. Besonders ansprechend ist, dass man gegen Ende gar nicht genau bewerten kann, wessen Entscheidung die schlimmste von allen war. Genau diese Ambiguität, die es uns verweigert eine klare Antwort zu finden, macht "Happy End" so außergewöhnlich. Dementsprechend ist das Ende offen, ohne dass wirklich Fragen offen bleiben. Außer eben jene, die man sich selbst beantworten muss. Ein Film aus einer Zeit, in der das koreanische Kino unentwegt etwas Außerordentliches auf die Leinwand bringen konnte.