Story: Der Boss der Firma Goldmoon stirbt bei einem Autounfall. Da sich hinter der Firma aber nichts weiter als eine große Gangsterorganisation
verbirgt, gibt es schon bald Zwistigkeiten darüber, wer der nächste Boss wird. Die beiden Freunde Ja-seong (Lee Jeong-jae) und Jeong Cheong (Hwang Jeong-min)
stehen weit vorne in der Reihe, doch aller Voraussicht nach wird Joong-goo (Park Seong-woong), der bei jeder Gelegenheit seine Feindschaft mit Jeong
pflegt, das Rennen machen. Die Polizei ist über die Geschehnisse innerhalb der Organisation bestens informiert, da der leitende Detective Kang (Choi Min-sik)
vor acht Jahren einen Maulwurf eingeschleust hat: Ja-seong. Dieser wird ständig von Detective Kang daran erinnert, auf wessen Seite er steht, und obwohl er
eigentlich seine ursprüngliche Aufgabe erfüllt hat, muss er immer noch Teil der Gangsterorganisation bleiben. Kang hat nämlich einen Plan, die Organisation
unter die Kontrolle der Polizei zu bringen. Als Ja-seong genug Beweise liefert, um Joong-goo hinter Gitter zu bringen, kontaktiert Kang den Freund von Maulwurf
Ja-seong und lässt ihn indirekt wissen, dass sich in der Organisation immer noch ein Spitzel versteckt hält. Kang pokert in dem Spiel sehr hoch, vor allem
mit dem Leben von Ja-seong...
Kritik: Koreanische Gangsterorganisationen werden immer wieder mehr oder minder erfolgreich auf der großen Leinwand präsentiert, aber nur
selten sind diese wirklich ernst zu nehmen. "New World" gehört jedoch zweifellos zu den Vorzeigeprodukten dieses Genres. Das liegt nicht zuletzt an gewissen
epischen Zügen, die der Film bekommt, und einem Darsteller-Ensemble, das die Stärken des Films betont. Letztendlich ist es zwar überraschend, wie viel sich
hier bei bereits bekannten Genrevertretern bedient wird, doch die visuell beeindruckenden Bilder, eine dichte Atmosphäre und ein ordentlich anziehender
Spannungsgrad überzeugen ohne Zweifel. Die großen Ambitionen, die "New World" besitzt, diese zeigen sich in fast jedem Bild, können allerdings
nicht vollständig realisiert werden.
Regisseur Park Hoon-jeong war bereits Drehbuchschreiber von "I Saw the Devil" und konnte mit seinem Regie-Debüt
"The Showdown" trotz geringen Budgets bereits filmisch überzeugen. Da er sich selbst als großer Fan von "Der Pate" bezeichnet,
dürfte es nicht verwundern, dass es hier auch einige Parellelen gibt. Aber das ist nicht der einzige Film, bei dem er sich bedient. "New World" mutet ebenso wie
eine Mischung aus "Infernal Affairs" und "Election an. Mit letzterem verbindet er außerdem
den düsteren Ton und eine der großen Schwächen: Es gibt nicht eine Person, die Sympathien hervorrufen kann. Jeder in dieser Welt voller Verrat, Machtgier
und Falschheit hat Charakterzüge, die abstoßend sind. Das schließt vor allem auch die Polizei mit ein.
Anfangs ist es noch möglich, mit Ja-seong Mitleid zu haben. Er will schon seit Jahren aufhören, doch er darf nicht. Es fällt aber immer schwieriger, mit
ihm zu fiebern, da er, um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, Dinge machen muss, wegen denen er schon lange selbst nicht mehr mit sich leben kann. Auch
als Zuschauer kann man irgendwann nicht mehr auf seiner Seite stehen. Doch welche Seite bleibt dann noch übrig? Choi Min-sik
("Nameless Gangster", "Oldboy") spielt den Detective, doch er ist alles andere als einer von den
Guten. Wegen dem, was er Ja-seong, gespielt von Lee Jeong-jae ("The Housemaid", "Typhoon"),
aufbürdet, können wir bald nur noch Hass auf ihn verspüren, auch wenn er von Gewissensbissen geplagt sein mag. Choi gibt wie Lee zweifellos eine tolle
Darstellung ab, aber der eigentliche Star ist jemand anderes.
Hwang Jeong-min ("Moby Dick", "Black House") stiehlt allen anderen die Schau. Er ist eher
extrovertiert, sehr farbenfroh, kann seinem Charakter aber gewisse Nuancen verleihen, mit denen er den Zuschauer für sich gewinnt, und das obwohl er der
Grausamste unter den Gangstern ist. "New World" kann nämlich oft äußerst blutig sein, inklusive einer wilden Messerstecherei in einem Aufzug. Das Adrenalin
wird aber vor allem in den Szenen nach oben getrieben, in denen Ja-seong, der immer nur ein Spielball der beiden Seiten bleibt, fürchten muss, dass er
aufgeflogen ist. Die Geschichte selbst ist nicht neu, einige Szenen scheinen sogar fast direkt aus den bereits angesprochenen Gangster-Thrillern übernommen
zu sein, was "New World" aber positiv für sich verbuchen kann, ist, dass es der erste koreanische Filme ist, der die Grausamkeit des Aufstiegs innerhalb
einer Organisation mit einem Katz-und-Maus Spiel in einem düsteren, beinahe epischen Rahmen verbindet.
Blaue Farbfilter, pompöse Sets, heruntergekommene Orte, die als geheime Treffpunkte dienen - die Bilder in "New World" sprechen eine Sprache, die sofort überzeugt. Ebenso hat der Film das Glück eine großartige Besetzung aufzuweisen. Stylistisch gibt es nichts auszusetzen, die Atmosphäre stimmt einfach, Spannung kommt ab der zweiten Hälfte auf, obwohl es kaum wirklich Action gibt, von einer wilden Schlägerei abgesehen, und dennoch bleibt der Film zu kalt. Weniger epische koreanische Gangsterfilme wie "A Dirty Carnival" sind daher überzeugender, doch das soll "New World" keineswegs als schlechteren Film darstellen als er ist. Tatsächlich handelt es sich hier sogar um den besten koreanischen Gangster-Film der letzten Jahre. Regisseur Park hat aber noch Luft nach oben.