Story: Anwalt Kang Ho-chang (Sol Kyung-gu) wird zur Privatschule seines Sohnes bestellt. Ebenfalls anwesend sind noch die Eltern drei weiterer Kinder, u.a. Do Ji-yeol (Oh Dal-soo), der Chef eines Krankenhauses. Der Leiter der Schule klärt die Eltern darüber auf, dass ein Schüler versucht hat, sich das Leben zu nehmen, und nun im Koma liegt. Die Klassenlehrerin Song (Chun Woo-hee) hat zuvor von dem Schüler einen Brief erhalten, in dem steht, dass der Junge gemobbt wurde, und die Namen seiner Peiniger werden darin ebenso genannt. Die Schule will das möglichst intern klären und die reichen Eltern wollen vermeiden, dass ihre Kinder in Probleme geraten. Zusammen untersuchen die Eltern die Geschehnisse, die zum versuchten Selbstmord geführt haben, und als ihnen klar wird, dass ihre Kinder wirklich den Mitschüler schikaniert haben, setzen sie alles daran, Beweise zu vernichten. Da die Eltern einflussreich sind, schaffen sie es sogar, dass der Brief, den die Klassenlehrerin erhalten hat, verschwindet. Die Lehrerin soll dafür mit einer Festanstellung gekauft werden. Doch ihr Gewissen lässt ihr schließlich keine Ruhe und sie gesteht der Mutter des Gepeinigten (Moon So-ri), welche Ungerechtigkeiten im Hintergrund vonstatten gehen und dass der Fall unter den Teppich gekehrt werden soll. Doch auch mit der Hilfe der Klassenlehrerin scheint es der verzweifelten Mutter nicht möglich, etwas gegen die Eltern der Täter zu unternehmen. Kang Ho-chang versucht derweil auch herauszufinden, ob sein Sohn genauso stark in das Mobbing involviert war wie die anderen Schüler, wohl wissend, dass ihm die Antwort nicht gefallen könnte...
Kritik: Mobbing an der Schule ist ein bekanntes Problem in Südkorea und so gab es auch schon einige Filme, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Vom eher kühlen Indie-Streifen wie "Pluto" bis zum emotionaleren "Thread of Lies", bei dem auch ein kleiner Hoffnungsschimmer am Ende durchkommt. Was wäre aber, wenn man die Geschichte aus der Sicht der Täter erzählen würde? Man könnte sich wohl kaum mit irgendjemandem identifizieren. Und wenn die Eltern der Täter aus Liebe zu ihren Kindern versuchen würden, Beweise für die grausamen Taten der Jugendlichen verschwinden zu lassen? Dann könnte man zumindest die Beweggründe verstehen. Und genau diesen Weg schlägt "I Want to Know Your Parents" ein. Ein Drama mit einer interessanten Prämisse, bei dem uns regelmäßig Wendungen und neue Erkenntnisse auf Trab halten. Da ist es umso enttäuschender, dass der Film in der zweiten Hälfte etwas von seinem Tempo verliert.
Es gibt nicht wenig, was dieses Drama etwas ungewöhnlich macht. Da wäre beispielsweise das Bild und die Regie, die manchmal an einen gut produzierten TV-Film erinnern, sodass man umso verwunderter ist, welche Stars hier anzutreffen sind. Dazu kommt noch, dass Regisseur Kim Ji-hoon ein Jahr zuvor mit "Sinkhole" eine völlig andere Art von Film, nämlich einen Katastrophenfilm mit Comedy-Einschlag, auf die Leinwand gebracht hat. Diesmal wirkt sein Film um einiges gesetzter und günstiger produziert, wenn da nicht die luxuriöse Mittelschule wäre, die ein gigantisches Anwesen ist. Vielleicht wollte Kim aber auch nur das Bühnenhafte beibehalten, da die Geschichte des Films auf einem Theaterstück von Seigo Hatasawa basiert. Hauptsächlich sitzen daher die Charaktere zusammen und reden, was sich zwar langweilig anhören mag, aber genau das Gegenteil ist. Durch die Dialoge kommt gute Spannung in den Film und die Charaktere fallen komplex genug aus, dass wir ihr Verhalten nachvollziehen können.
Gleich zu Beginn hat man den Eindruck einen Mystery-Streifen um einen Mord präsentiert zu bekommen. Die Eltern sitzen in einem großen Raum und wissen noch nicht, warum sie vom Fakultätsleiter gerufen wurden. Als sie darüber aufgeklärt werden, dass ihre Kinder jemanden (beinahe) in den Suizid getrieben haben, wird sich zunächst gegenseitig die Schuld zugeschoben, bis die Eltern durch einen Brief erfahren, dass alle ihre Kinder Schuld tragen. Darauf folgt so etwas wie ein Krimi, nur dass in diesem eben Beweise unter den Teppich gekehrt werden. Die Eltern sind bei genauerer Betrachtung auch gar nicht verwundert, dass ihr jeweiliges Kind andere schikaniert, sie haben bloß weggeschaut oder sich schlicht nicht darum gekümmert, weil sie anderes zu tun hatten. Nun liegt es an ihnen, Schadensbegrenzung zu betreiben, um die Zukunft ihres Kindes zu retten, aber auch um das eigene Gesicht zu wahren. Dafür lügen, betrügen und stehlen sie. Gemeinsam intrigieren sie gegen jene, die die Wahrheit herausfinden wollen.
Kein Zweifel, ohne die großartige Besetzung hätte das Drama nicht funktioniert. Sol Kyung-gu ("Yaksha: Ruthless Operations") spielt jemanden, der noch die meisten Gewissensbisse mit sich trägt, aber Oh Dal-soo ("Best Friend") spielt ihn als Bösewicht unter den Bösewichten oft an die Wand. Dabei vermögen es auch die anderen Darsteller, ihren Charakteren Nuancen zu verleihen, sodass wir sie nicht einfach nur hassen, sondern teilweise mit ihnen verzweifeln können. Starke Nebenrollen von beispielsweise Moon So-ri ("The Mayor") leisten ihr Übriges. Ein interessanter Aspekt sind auch die Berufe der Eltern: ein Anwalt, ein Krankenhausleiter, ein Lehrer und ein ehemaliger Polizist stellen die Säulen jeder Gesellschaft dar und in jedem dieser Bereiche zeigt sich Korruption, wodurch andere leiden müssen. Diese Ungerechtigkeit, die vor allem von der Mutter und der Aushilfslehrerin erfahren wird, kann zur Verzweiflung führen und stellt einen schönen Sozialkommentar dar.
Tolle Besetzung, gut geschriebene Dialoge und eine faszinierende Handlung - bis hierhin scheint alles großartig. Doch ab der zweiten Hälfte fällt der Film auseinander. Nicht nur, dass es etwas unnötig emotional wird, mitsamt einiger Rückblenden, sondern es kommt sogar zu einigen Gerichtsszenen, die wenig originell und überdies kaum logisch sind. Die immer weiter auftauchenden Wendungen kratzen auch irgendwann am Glaubwürdigkeitsgehalt der Geschichte. "I Want to Know Your Parents" hätte es alleine wegen seiner besonderen Perspektive nicht nötig gehabt, das Mobbing emotional aufzubereiten. Manchmal ist weniger mehr. Zumal die Kinder alle nur leere Hüllen bleiben. Hätte man diesen Weg einschlagen wollen, hätte man im Gegenzug auch mehr Charakterausarbeitung bei den Kleinen leisten müssen. Das Drama verliert somit an Tiefe und die tolle Charakterarbeit der Besetzung muss in den Hintergrund treten. Das ist äußerst frustrierend und lässt den Film hinter dem bleiben, was man sich nach der ersten Hälfte erwartet hatte. Es fällt also schwer, zu sagen, "I Want to Know Your Parents" würde frischen Wind in das Genre bringen, aber genau danach sieht es zunächst aus. Ein faszinierendes Drama bleibt der Film dennoch.