Story: Choi Chang-shik (Son Hyeon-joo) wurde befördert und seine Teamkollegen, unter ihnen der stets zuverlässige Detective Oh (Ma Dong-seok)
und der Anfänger Jin-gyoo (Daniel Choi), gehen mit ihm ausgelassen feiern. Als Choi dann alleine im Taxi sitzt, wird er jedoch vom Fahrer angegriffen.
Anscheinend will sich dieser für etwas rächen. Choi hat tatsächlich keine reine Weste, aber als er sich gegen seinen Angreifer wehrt, stirbt dieser und so
wird er auch noch zum Mörder. Da ihm sein Vorgesetzter klar gemacht hat, ihre gemeinsame Zukunft hänge davon ab, dass er in den nächsten Tagen nur positiv
auffällt, entscheidet sich Choi, den Mord zu vertuschen. Allerdings hängt der Ermordete am nächsten Tag vor der Polizeistation an einem Kran, weshalb der
Fall zu einem großen Medienspektakel wird. Choi wird mit der Untersuchung beauftragt, doch ist er noch völlig schockiert, wie die Leiche dorthin gelangen konnte.
Anscheinend erlaubt sich jemand ein perfides Spiel mit ihm. Zu allem Übel hat Jin-gyoo auch noch die Krawattennadel seines Captains in dem Taxi gefunden,
das in der Nähe des Ermordeten gefunden wurde. Jin-gyoo verdächtigt daher seinen Chef, weiß aber nicht, wie er vorgehen soll. Währenddessen muss Choi nicht nur
die Ermittlungen unauffällig behindern, sondern auch den Mann finden, der es auf ihn abgesehen hat.
Kritik: Wenn sich das südkoreanische Kino an einem Hong Kong Thriller versuchen würde, dann sähe er wohl so aus wie "Chronicles of Evil". Denn auch hier spielt das Karma eine große Rolle und bei der Geschichte rund um einen Strudel aus Korruption, der alles mit sich reißt, dürfte es auch nicht verwundern, wenn gegen Ende alles den Bach hinterzugehen droht. Die düsteren Motive und die alles anderen als heldenhaften Charaktere stellen zusammen mit einem ausgeklügelten Drehbuch die Highlights des Films dar. Ganz eindeutig überzeugt der Thriller aber vor allem auch deshalb, weil er wie die guten alten Hong Kong Streifen der 80er und 90er den menschlichen Faktor in den Vordergrund stellt und somit auch die Moral zum Motiv macht. Das Drama ist hier nicht typisch koreanisch zu dick aufgetragen, sondern fügt sich nahtlos in die zermürbende Atmosphäre.
Es ist schon ziemlich mutig, nur ein Jahr nach dem Erfolgsstreifen "A Hard Day" einen Film zu drehen, der von der gleichen Prämisse
ausgeht. Sehr schnell wird aber klar, dass Choi nicht mit schwarzem Humor seinen eigenen Mord aufzuklären versucht. Vielmehr ist er emotional sichtlich am
Ende. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es noch einige Informationen über ihn zu erfahren gibt, die sein Mordopfer bereits angedeutet hat. Offenbar hat
sich Choi bereits etwas zu Schulden kommen lassen. Doch obwohl er korrupt zu sein scheint, kann man ihn nicht als unsympathisch bezeichnen. Dafür geht er mit
seinen Untergebenen zu familiär um. Er scheint an sich ein guter Kerl zu sein, nur beinhaltet die Grauzeichnung seines Charakters eben auch ein paar Schwarztöne.
Das ist es letztlich auch, was die Spannung in dem Thriller ausmacht: das Rätsel um die Geheimnisse, die die Protagonisten bewahren, und ob oder wie diese
letztlich ans Licht kommen.
Es ist so selten geworden, in einem Thriller eine gut erzählte Geschichte zu bekommen, dass an dieser Stelle besonders lobende Worte für diese gefunden werden
müssen. Denn von der Prämisse einmal abgesehen geht der Film in eine ganz andere Richtung als "A Hard Day" und erinnert letztendlich gar nicht mehr an ihn.
Die Geschichte von "Chronicles of Evil" ist voller Wendungen und neuer Informationsschnipsel. Mit anderen Worten wird sich nicht damit begnügt, uns am Ende
eine tolle Enthüllung zu liefern (obwohl das auch bewerkstelligt wird), sondern wir können dank neuer Informationen den Fall immer wieder in einem neuen
Licht betrachten. Nicht nur gibt es einige Details, die das geübte Auge erspähen kann und die Beweis für ein mehrfach überarbeitetes Drehbuch sind, sondern
selbst die augenscheinlichen Logikfehler erweisen sich schlussendlich als absolut nachvollziehbar.
Die Qualität des großartigen Drehbuchs ist umso überraschender, als dass sich Baek Woon-hak dafür verantwortlich zeichnet, der mit "Tube"
zwar einen technisch überzeugenden, aber storytechnisch sehr mäßigen Film abgeliefert hat. Baek zeigt, dass er im Laufe der Jahre sein
Handwerk um Einiges ergänzt hat - als Assistant Director durfte er bereits bei "Shiri" Erfahrung sammeln - und er verleiht seinem
Thriller, von einer Verschnaufpause in der Mitte abgesehen, stets die nötige Spannung. Überraschend ist vor allem, dass gerade die Actionszenen eine ungewöhnlich
hohe Dichte beweisen. Es gibt nur zwei sehr kurze Handgreiflichkeiten, aber diese können sich absolut sehen lassen! Außerdem wird die Stadt als Setting sehr
gut eingesetzt. Ebenso kann der Soundtrack überzeugen. Technisch liegt der Film deshalb durchaus über dem gewohnt hohen Standard Koreas.
Son Hyeon-joo ("Hide and Seek", "Secretly Greatly") schafft es, dass man trotz seiner Verschlossenheit gegenüber anderen - es gibt schließlich einiges zu verheimlichen für ihn, und einiges davon schlägt ihm ernsthaft auf den Magen - mit ihm fiebern kann. In den Nebenrollen überzeugt vor allem Ma Dong-seok ("The Murderer", "The Neighbors") erneut sowie Daniel Choi ("11 AM", "Cyrano Agency"). Dank der komplexen Charaktere und einem intelligent gewobenen Drehbuch sowie dichter Atmosphäre ist "Chronicles of Evil" vor allem auf emotionaler Ebene erfolgreich und liefert einem mit seiner Thematik um Korruption und Moral auch Stoff zum Nachdenken. Denn selbst wenn man emotional schon am Boden liegt, wird hier nochmal ordentlich nachgetreten... Viel hätte zu einer noch besseren Wertung nicht gefehlt, aber auch so bleibt dieser Film einer der besten und düstersten - wenn auch fast vollkommen unblutigen - südkoreanischen Thriller der letzten Jahre.