Story: Kim (Kim Myeong-min) verdient sich seinen Unterhalt, indem er Potenzmittel aus China verkauft, tatsächlich ist er jedoch ein
nordkoreanischer Spion, der vor etlichen Jahren in den Süden gekommen ist. Von seinen Kameraden hat er aber schon seit langem keinen Auftrag mehr bekommen
und so muss er sich mit den typischen Problemen eines Familienvaters herumschlagen, bis eines Tages sein Vorgesetzter, Choi (Yoo Hae-jin), auftaucht und einen
Mordauftrag für ihn hat. Ein hochrangiger Politiker aus dem Norden hat Asyl in Südkorea beantragt und soll Staatsgeheimnisse an den Feind verkaufen. Kim
trommelt seine alten Kameraden zusammen, die alleinerziehende Mutter Kang (Yeom Jeong-ah), deren früherer Freund Woo (Jeong Kyeo-woon) und der in die Jahre
gekommene Yoon (Byeon Hee-bong). Zuerst gilt es den Aufenthaltsort des Politikers ausfindig zu machen und dann das Haus zu infiltrieren, um den Mord so
leise wie möglich über die Bühne zu bringen. Kim hat jedoch noch einen anderen Plan, er will einen Safe in dem Haus knacken, in dem wahrscheinlich einige
Millionen auf ihn und seine Freunde warten. Allerdings weiß er nicht, dass er schon seit einer Weile von einem Agenten des Geheimdiensts (Jeong Man-sik)
überwacht wird...
Kritik: Zur Abwechslung gibt es endlich mal eine kleine Überraschung im koreanischen Spionage-Genre. Denn obwohl "Spy" eine Action-Komödie ist,
die gegen Ende immer ernster wird, begeht sie nicht den gleichen Fehler wie der ein Jahr später erschienene "Secretly Greatly".
Der Ton des Films ändert sich zwar leicht und die Gefahren gegen Ende sind tatsächlich tödlich, aber es gibt kein unnötiges Melodrama und eine gewisse
Unbeschwertheit bleibt den ganzen Film hindurch erhalten. Der Humor stimmt die meiste Zeit ebenso, oder wann kann man schon einmal sagen, dass man während
einer der spannendsten Momente darüber lachen muss, dass ein kleiner Junge einen Baseball an den Kopf bekommt? Daneben ist "Spy" aber auch ein ziemlich
gelungener Actionfilm, der sich keine großen Fehler erlaubt.
Die Action-Komödie startet ziemlich unbeschwert und stellt uns das Leben von Kim vor, der sich mit dem illegalen Verkauf von Viagra-Pillen über Wasser hält.
Darsteller Kim Myeong-min ("Deranged", "Closer to Heaven") verleiht seiner Rolle viel
Charisma und er ist einer der wenigen Darsteller, die sowohl in ernsten als auch komödiantischen Szenen punkten können, besonders da er in letzteren sich
nicht auf Slapstick-Schauspiel verlassen muss. Obwohl die Geschichte gar nicht so viel Zeit hergibt, umreißt Regisseur Woo Min-ho
("Man of Vendetta") nicht nur Kims Familie, sondern auch die der Spionin Kang, ebenfalls hervorragend in einer Nebenrolle
von Yeom Jeong-ah ("The Old Garden", "Boy goes to Heaven") gespielt.
Daneben sind noch weitere Nebenrollen hervorragend besetzt, von denen zumindest noch Byeon Hee-bong ("The Host") als gealterter
Spion und Yoo Hae-jin ("Desire to Kill") als Bösewicht, dem es zwar etwas an Farbe mangelt, der aber glücklicherweise
trotz einiger Klischees ebenfalls Charisma besitzt, genannt werden müssen. Die Chemie zwischen den Charakteren ist jederzeit da und so wird man alleine von
dieser mitgerissen. Davon abgesehen gibt es aber die für Spionage- oder Raubüberfallfilme typische spannungsgeladene Planungsphase einer Mission, deren
Durchführung, bei der selbstverständlich etwas schief läuft, und die Improvisation, um heile wieder aus der ganzen Sache herauszukommen. Außerdem gibt
es Schießereien, Faustkämpfe und Autoverfolgungsjagden. Was will man mehr?
Letztlich mag man anführen, dass hier das Rad sicherlich nicht neu erfunden wird. Aber der Humor funktioniert, so will Kim seine Pistole, die er auf einem kleinen
Berg vergraben hat, holen und muss feststellen, dass es diesen Berg nicht mehr gibt, weil dort Apartmentkomplexe gebaut werden. Eine leise Kritik an der
südkoreanischen Regierung wird also ebenfalls laut, weil die Geschehnisse auch aus den Augen von Nordkoreanern gezeigt werden. Auf der anderen Seite zeigt
"Spy" jedoch Nordkoreaner, die überhaupt keine Zeit mehr für ihre Spionagearbeit haben, da sie viel zu beschäftigt damit sind, in dem kapitalistischen
Korea Geld zu verdienen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Sie sind also schon perfekt in die Gesellschaft integriert und müssen sich bezüglich
ihrer Familie um die gleichen Dinge Gedanken machen, wie jeder andere in dem Land auch.
Zugegeben, es mag den einen oder anderen stören, dass in dieser Action-Komödie tatsächlich haufenweise Menschen ums Leben kommen, aber Regisseur Woo hält die goldene Regel ein, dass sich die Protagonisten niemals die Hände schmutzig machen und so können wir problemlos mit ihnen mitfiebern, zumal sie oft genug beweisen, dass sie das Herz am rechten Fleck tragen. Die Schießerei während des Finales auf offener Straße ist schön anzusehen, genauso wie einige der Kämpfe, auch wenn bei diesen die Kamera oft etwas zu nah ist. Unnötig ist allerdings, dass sich das Ende in die Länge zieht. Wahrscheinlich um noch einmal den Bogen zum etwas unbeschwerteren Ton des Anfangs zu finden. Diese Arbeit hätte sich Woo aber nicht machen müssen, denn trotz des Umstands, dass "Spy" gegen Ende ernster wird, weist der Film verglichen mit anderen Genreeinträgen erstaunliche Kohärenz auf. Somit verdient auch Woos zweiter Film einen Daumen nach oben.